3 Tage Neugier auf Musik vom 3–5. September 2021
Das Musikfestival tiefschoen findet 2021 zum vierten Mal statt. Das Programm auf Schloss Wartin in der Uckermark ist wieder ganz von Neugierde geprägt. Tatsächlich ist mit dem WARTINER STÜCKEMARKT Neues ganz besonders präsent. Unsere Neugierde richtet sich aber ebenso auf die Zusammenhänge und die oft historischen Hintergründe, aus denen heraus Komponisten Neues entstehen lassen. So richtet tiefschoen 4 den Blick auf die LEVANTE. Einigen Aspekten dieses Kulturraums am östlichen Mittelmeer und seiner kaum je ruhigen Geschichte ist unsere Wanderung durch Klänge von der Renaissance bis zur Gegenwart gewidmet. Und wie immer werden Freunde von Grooves beim Abschlusskonzert auf ihre unterhaltsamen Kosten kommen.
Dort, wo sich von Italien aus gesehen die Sonne erhebt, also in den Ländern, die im Osten an das Mittelmeer grenzen, befindet sich die Levante. Ihr Bereich wird mal größer, mal kleiner verstanden. Bezeichnete er lange Zeit alles, was östlich Italiens liegt, schließt also schon Griechenland mit seinen Inseln ein, ist er im Laufe der Zeit immer mehr auf die Küste südlich der Türkei bis nach Ägypten eingeschränkt verwendet worden. So schließt der Begriff heute die Länder Syrien, Libanon, Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete ein.
In der Antike eine zeitlang fester Bestandteil des Römischen Reiches, von dem aus zahllose kulturelle Impulse in seinen Westen gingen, entstand spätestens mit der Konkurrenz drei großer Religionen bereits vor 1300 Jahren ein Konfliktfeld, das bis heute nicht zur Ruhe gekommen ist.
Sowohl die Auseinandersetzungen wie die gelegentlichen Perioden ruhigen Lebens fanden in Literatur und Musik vielfachen künstlerischen Widerhall.
Das Programm von tiefschoen 4 geht mit der Vertonung eines Textes von Lukian zurück bis in die Antike. Der aus der Levante stammende Dichter schrieb auf Griechisch und galt als einer bedeutendsten Satiriker seiner Zeit, hielt sich in Griechenland, Rom, Gallien und dem ägyptischen Alexandria auf, wo er vermutlich starb. Damit ist auch der Raum umrissen, aus dem die einzelnen Werke der Konzerte stammen. Denn immer gab es durch das Mittelmeer ermöglicht eine umfangreiche Reisetätigkeit kultureller Protagonisten. Und immer wurden die Geschehnisse austauschend künstlerisch verarbeitet.
Der italienische Renaissance-Dichter Torquato Tasso etwa schuf mit seinem Gerusalemme liberata ein Epos, das die Geschehnisse des Ersten Kreuzzugs mit vielen Einzelheiten schildert. Mit der Figur der Zauberin Armida und der herzzerreißenden Liebesgeschichte von Tancredi e Clorinda reicherte er die Fakten so an, dass er Komponisten von Monteverdi bis Händel reichen Stoff für zahlreiche musikalische Szenen und ganze Musiktheaterwerke bot. Aber bereits vor Entstehung der Oper wurden einzelne Abschnitte aus Tassos Werk vertont. Vergleichen Sie Kompositionen zu identischen Texten in Madrigalen der Renaissance-Meister Luca Marenzio und Giaches de Wert.
Die musikalische Gegenwart der Region ist zu erleben mit der Uraufführung der elektronischen Komposition UM von Zad Moultaka. Der libanesische Komponist vertrat sein Land vor vier Jahren auf der Biennale in Venedig. Kammermusik von Samir Tamimi und Gideon Lewensohn bietet neue palästinensische und israelische Klangpositionen. Ihnen wird mit Kompositionen von Fausto Sebastiani und Marc Andre Gegenwärtiges aus Europa gegenübergestellt, das sich mit nahöstlicher Thematik befasst.
Drei Videos bieten spannende Dokumentationen zu Hintergründen musikalischer Entwicklungen der Gegenwart, die im klingenden Programm unmittelbar zu erleben sind.
Detailliertes Programm unter Veranstaltungen oder auf der Seite tiefschoen4.
Tickets unter: tiefschoen4
Foto: work in progress – Berlin © Oliver Potratz