mo-ve

Eine Koope­ra­ti­on des aus­Klang-Ver­eins mit dem Kai­ros Quar­tett und dem Bran­den­bur­ger Theater

KONZERT: MO-VE MIT DEM KAIROS QUARTETT
19.30 Uhr – Foy­er Gro­ßes Haus

Mode­rier­tes Kon­zert mit dem Kai­ros Quar­tett (Ber­lin)
Urauf­füh­rung: mo-ve von Maki­ko Nishi­ka­ze sowie Musik von Gia­c­in­to Fran­ces­co Maria Scel­si, Györ­gy Kur­tág und Erik Satie

mo-ve befasst sich mit schwe­ben­der Musik – fast schon „Idyl­len“ – unse­rer Zeit, aus der Feder inter­na­tio­nal bekann­ter Kom­po­nie­ren­der, begin­nend im frü­hen 20. Jahr­hun­dert in Frank­reich mit Musik von Erik Satie über Györ­gy Kur­tág und Gia­c­in­to Scel­si bis hin zur Urauf­füh­rung der japa­ni­schen Kom­po­nis­tin Maki­ko Nishikaze.

Zunächst ent­füh­ren uns die drei „Idyl­len“ der Avant-der­niè­res Pen­sées (vor­letz­te Gedan­ken“, 1915) in eine leicht­fü­ßi­ge, zart selbst­iro­ni­sche Welt. Erik Satie, das Enfant ter­ri­ble der Musik­sze­ne im Paris des frü­hen 20. Jahr­hun­dert, kom­po­nier­te sie ori­gi­nal für Kla­vier. Clau­di­us von Wro­chem hat sie für Streich­quar­tett bearbeitet.

Fast schwe­bend wirkt auch mo-ve für Streich­quar­tett (2024) der in Ber­lin leben­den japa­ni­schen Kom­po­nis­tin Maki­ko Nishi­ka­ze. Das Auf­trags­werk des Ver­eins für den aus­ge­fal­le­nen Klang wird heu­te urauf­ge­führt und steht somit im Zen­trum des Abends. Es ist ein eher stil­les und ver­träum­tes Stück, in dem die vier Mit­glie­der des Quar­tetts eige­ne klang­li­che Wege gehen, um dann wie­der in Pas­sa­gen gemein­sa­men Klangs zu ver­schmel­zen. Für 2025 ist die Urauf­füh­rung der Fas­sung von mo-ve mit Video geplant. Inten­si­ve Natur­e­in­dru­cke in Nah­auf­nah­men, u.a. von Was­ser­be­we­gun­gen hat Nishi­ka­ze hier zu fast schon medi­ta­ti­ven Sequen­zen mon­tiert, die sich unmit­tel­bar mit dem Klin­gen­den ver­bin­den. Am heu­ti­gen Abend lädt die Auf­füh­rung von mo-ve dazu ein, sich mit­tels der eige­nen inne­ren Vor­stel­lung in eine ähn­li­che Atmo­sphä­re zu begeben.

Der 98-jäh­ri­ge unga­ri­sche Kom­po­nist Györ­gy Kur­tág ent­führt uns dann mit den sechs Sät­zen sei­nes Op. 1 (quar­tet­to per archi, 1959) in eine fein zise­lier­te, stark kon­tu­rier­te Klang­welt. Es ist eines sei­ner Haupt­wer­ke, ent­stan­den unmit­tel­bar nach einem inten­si­ven Paris­auf­ent­halt, der Kur­tág erst­mals das Stu­di­um der Par­ti­tu­ren Weberns ermög­lich­te, die in Ungarn nicht zugäng­lich waren. Wir kön­nen nach den vor­an­ge­hen­den schwe­ben­den Klän­gen ein wenig in die­sen mit Aus­druck stark auf­ge­la­de­nen seri­el­len Struk­tu­ren ankern.

Die fünf Sät­ze sei­nes drit­ten Streich­quar­tetts (1963) des Ita­lie­ners Gia­c­in­to Scel­si wur­den zwar nur wenig spä­ter als Kur­tágs Op. 1 kom­po­niert. Sie sind jedoch weit von des­sen durch­sich­ti­ger Struk­tur ent­fernt und der seri­el­len Ästhe­tik der Zeit ent­fernt: Scel­si hat Mate­ri­al, wel­ches er an sei­nem klei­nen elek­tri­schen Ondio­la-Kla­vier impro­vi­sier­te und auf­nahm, zusam­men­ge­schnit­ten und bear­bei­tet und von sei­nem Kol­le­gen Tosat­ti in musi­ka­li­sches Notat trans­for­mie­ren las­sen. Sei­ne Musik greift wie­der­um das Schwe­ben­de auf. Die fünf pro­gram­ma­tisch beti­tel­ten Sät­ze tun dies indes­sen weni­ger lei­se als mit unver­hoff­tem, kraft­vol­lem klang­li­chen Wogen um ein­zel­ne Töne, die mäan­dern und kon­tras­tie­ren. Wir erfah­ren ein medi­ta­ti­ves Bad in Klängen.

ERIK SATIE
Avant–dernières pen­sées für Streich­quar­tett \[1915/2011]
I. Idyl­le, à Debus­sy
II. Auba­de, à Paul Dukas
III. Médi­ta­ti­on, à Albert Rous­sel

MAKIKO NISHIKAZE
mo-ve für Streich­quar­tett UA

GYÖRGY KURTÁG
Quar­tet­to per archi op. 1 \[1959]
I. Poco agi­ta­to
II. Con moto
III. Viva­cis­si­mo — Len­to
IV. Con spi­ri­to
V. Mol­to osti­na­to
VI. Ada­gio

GIACINTO FRANCESCO MARIA SCELSI
3. Streich­quar­tett \[1963]
I. avec une gran­de ten­dres­se (dol­cis­si­mo)
II. l‘appel de l‘ésprit. dua­lis­me, ambi­va­lence, con­flit (dram­ma­ti­co)
III. l‘âme se réveil­le… (con trans­pa­ren­za)
IV. … et tom­be de nou­veau dans le pathos mais main­ten­ant avec un pres­sen­ti­ment de la libé­ra­ti­on (con tris­tez­za)
V. libé­ra­ti­on, catharsis

Rui Car­do­so Antu­nes, Ale­xa Ren­ger – alter­nie­ren­de Vio­li­nen
Simo­ne Heil­gen­dorff – Vio­la
Clau­di­us von Wro­chem – Violoncello


In Zusam­men­ar­beit mit dem Ver­ein für den aus­ge­fal­le­nen Klang e.V.
Geför­dert durch Pro­jekt­mit­tel des MWFK Brandenburg

Foto © Kai­ros Quartett